Niederländischer Pragmatismus statt ideologischer Verbote
Markus Lewe ist passionierter Fahrradfahrer und steuert – bisher klassisch mit reiner Muskelkraft – jeden Termin mit der Leeze an. Genauso macht’s der Münsterländer Wüst in der Landeshauptstadt, denn mit dem Rad ist er meist schneller am Ziel als im Auto.
Vom Gelände von Beresa aus, wo viele E-Autos gerade aufluden, reichte der Blick zur künftigen S8-Streckenführung und zwischendurch passierten viele Busse die Blicke. Im Grunde kulminiert hier (fast) alles, was in Zukunft in Mobilitätsfragen wichtig sein wird. Auto, Fahrrad, Bus und Bahn. Denn, und da waren sich Lewe und Wüst einig, der Verkehr der Zukunft darf nicht nur auf ein Verkehrsmittel setzen. Er wird konnektiv sein, also einfach und bequem die Stärken der einzelnen Verkehrsträger miteinander verbinden müssen.
Ein Beispiel dafür ist Wuddi, ein Corporate Start Up von Beresa, das an diesem Abend vor den Gästen, darunter viele CDU-Vertreter, vorgestellt wurde. Das Prinzip: Wuddi stellt Smarts und E-Smarts leihweise zur Verfügung, von einer Stunde bis zu einer Woche oder länger. Weg vom Kaufen, hin zum Leihen. Das Ziel ist es, Platz, Zeit und Ressourcen zu sparen. Und ein Baustein für die integrierten Mobilitätskonzepte einer modernen SmartCity zu werden.
Solche Konzepte sind gemeint, wenn Lewe und auch Wüst sagen: „Angebote statt Verbote!“ Beide Politiker sind sich darin einig, dass die neue Mobilität nur funktioniert, wenn sie die Menschen mitnimmt, wenn sie gute Angebote schafft, wenn sie unterschiedliche Bedarfe und Verkehrsträger kombiniert. „Ideologien und Verbote helfen uns nicht weiter: Was wir brauchen ist Pragmatismus“, erklärte Wüst. Wüst sparte dabei nicht mit Lob für die Politik in Münster: „Die Münsterland S-Bahn ist ein tolles Projekt. Und es ist großartig, dass sich Münster nicht auf seiner landesweit einmaligen Rolle als die Fahrradstadt ausruht, sondern immer weiter an neuen Projekten wie den Velorouten oder dem Fly-Over am Aasee arbeitet.“ Man brauche für eine moderne Verkehrssteuerung „niederländischen Pragmatismus“, sagt Wüst. Dort kämen selbst die Grünen niemals auf die Idee, Auto oder Lkw zu verteufeln.
Lewe betonte noch einen weiteren Aspekt: „Mobilität ist ein Grundrecht und eine Frage von gesellschaftlicher Teilhabe. Das Thema ist in keiner Weise für radikale und ideologische Ansätze geeignet. Wir machen Politik für alle und nicht nur für eine bestimmte Zielgruppe. Eine autofreie Innenstadt ist das Gegenteil von Teilhabe und zutiefst unsozial.“ Die CDU wolle den Menschen Angebote machen, die am Ende dafür sorgen, dass sich der Auto-Verkehr gerade in der Innenstadt deutlich reduziert. Dazu gehören Velorouten, Car- und Bike-Sharing-Konzepte, eine Mobilitäts-Flatrate für Münster oder auch Traffic-On-Demand. „Der Verkehr der Zukunft ist nachfrage- nicht angebotsgesteuert“, prognostizierte Lewe.