„Georg hat ein großes Herz, ist ehrlich und findet immer eine Lösung“
„Oberbürgermeister schafft man nicht allein“, hat Dr. Georg Lunemann vor der CDU-Ratsfraktion gesagt. Gemeint war die tatkräftige Unterstützung seiner Ehefrau Claudia Miklis. Sie hatte mit zwei erwachsenen Kindern Georg Lunemanns dessen fast einstimmig erfolgte Aufstellung als Oberbürgermeisterkandidat der CDU Münster bei der Kommunalwahl am 14. September 2024 verfolgt.
Wer ist die Frau an der Seite von Georg Lunemann, mit deren Unterstützung er sich das höchste Amt der Stadt zutraut? Beide haben den Jahreswechsel beim Abendessen mit Freunden verbracht „und in das Jahr 2025 geblickt, weil es ein spannendes und außergewöhnliches Jahr für uns werden wird“, sagt Claudia Miklis. Sie leitet die Kommunikation am LWL-Museum für Kunst und Kultur, ist also mit ihrem Team dafür verantwortlich, die Aktivitäten des renommierten Hauses in der Öffentlichkeit bekannt zu machen.
Die gelernte Journalistin hat nach ihrem Studium der Kunstgeschichte, Literaturwissenschaft und Kommunikationswissenschaft bei den Westfälischen Nachrichten ein Redaktionsvolontariat zur praktischen journalistischen Ausbildung absolviert. Danach arbeitete sie als Kulturredakteurin, bevor sie die Seiten wechselte zum Landschaftsverband Westfalen-Lippe als Pressesprecherin. „Das war damals die einzige Möglichkeit, Familie und Beruf miteinander zu vereinbaren, weil im öffentlichen Dienst die Arbeitszeiten flexibler waren“, erzählt Miklis, die wie ihr Mann zum zweiten Mal verheiratet ist. Beide haben jeweils drei erwachsene Kinder.
Von Ehe und Familie hat die Frau des Oberbürgermeisterkandidaten eine klare Vorstellung. „Familie bedeutet für mich Zusammenhalt, Vertrauen, Verlässlichkeit, immer füreinander da zu sein, gleichgültig, was passiert. Wir haben eine Patchworkfamilie, in der ganz unterschiedliche Persönlichkeiten zusammenkommen. Das ist immer toll, meistens bereichernd, selten anstrengend und nie langweilig. Die Ehe hat für mich auch eine große Bedeutung als das Ja zu einer Beziehung, für die ich immer und überall einstehen will“, sagt Claudia Miklis.
Die Rolle als Frau eines Oberbürgermeisters sieht sie verständlicherweise noch nicht so präzise umrissen: „Erst mal muss Georg gewählt werden, was ich sehr hoffe. Ich lasse mich überraschen und hätte schon Freude daran, auch meine Vorstellungen einzubringen.“ Claudia Miklis versteht sich als politischen Menschen, ohne parteipolitisch aktiv zu sein. „Ich setze mich für feministische Themen ein und für Demokratie, Gerechtigkeit, Klimaschutz und Frieden in der Welt.“
Gibt es für die 1967 in Minden geborene Miklis ein Vorbild in der Politik und im Leben? Sie muss nicht lange überlegen und nennt politisch die Dokumentation „Die Unbeugsamen“. Darin geht es um Politikerinnen der Bonner Republik wie die frühere Bundesministerin und Bundestagspräsidentin Rita Süssmuth (CDU) und die SPD-Politikerin und ehemalige Bundesjustizministerin Herta Däubler-Gmelin. „Wie diese Frauen sich in einer männerdominierten Politiklandschaft behaupteten, hat mich sehr beeindruckt“, sagt Claudia Miklis.
Auch ihre Antwort auf die Frage nach einem Lebensvorbild liegt auf politischem Gebiet: „Ich bewundere den Mut der Frauen im Iran und in Afghanistan, die unter Einsatz ihres Lebens für ihre Rechte kämpfen und sich ihrer Unterdrückung widersetzen.“ Und Miklis bewundert Gisèle Pelicot, die in Frankreich massenhaft vergewaltigt wurde und mit dem Satz „Die Scham muss die Seite wechseln“ das Dilemma auf den Punkt gebracht habe.
Was ihr an Münster mehr und was ihr weniger gefällt
In Münster lebt es sich aus ihrer Sicht sehr gut. „Manchmal zu gut. Damit meine ich, dass es ein Privileg ist, in Münster zu leben. Das merkt man immer, wenn man in anderen Großstädten ist.“ An Münster gefallen ihr die Empathie vieler Menschen, die Promenade, die Skulptur Projekte, überhaupt die Kunstszene – „und die Wahlergebnisse der AfD“, die bekanntlich in kaum einer Großstadt regelmäßig so schlecht abschneidet wie in Münster.
Alles eitel Sonnenschein ist aber nicht ihre Sache. Auf der städtischen Vermisstenliste von Claudia Miklis stehen „Selbstkritik, gelebte Diversität und eine bessere Verflechtung von Stadtteilen und Innenstadt.“ Außerdem schließe der Wohnungsmarkt viele Menschen in Münster aus. Der Bitte, ihren Mann in drei Sätzen zu beschreiben, kommt die Ehefrau zügig nach und verzichtet dabei nicht auf einen Schuss (Selbst)Ironie: „Georg ist sehr emotional, was man bei ihm nicht unbedingt vermutet. Er hat ein großes Herz, ist ehrlich und findet immer eine Lösung. Und er arbeitet, bis die Arbeit getan ist, auch mal gerne mehr als 24 Stunden am Tag.“
Seine Absicht, für das Amt des Oberbürgermeisters zu kandidieren, hat bei ihr nicht prompte Jubelstürme ausgelöst. „Ich war erst überrascht, aber dann haben wir intensiv darüber gesprochen und ich habe verstanden, was ihn bewegt, nämlich näher am Menschen zu sein und direkter gestalten zu können. Die Entscheidung war am Ende eine gemeinsame.“ Georg Lunemann hat als Direktor des Landschaftsverbandes Cheferfahrung im Umgang mit 20.000 Beschäftigten. Münsters Stadtverwaltung zählt ein Drittel davon, aber ein guter Oberbürgermeister ist eben näher an 300.000 Münsteranern als der Chef des LWL an 8,3 Millionen Westfalen und Lippern.
„Ein Oberbürgermeister muss Menschen mögen und sich für ihre Sorgen und Nöte interessieren, er muss zuhören können und nahbar sein. Und dann muss er machen und nicht nur versprechen“ sagt Claudia Miklis. Und worauf sollte er besser verzichten? „Sich selbst zu verwirklichen und sich ein Denkmal zu setzen.“